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Eingelegte Salzpflaumen
Geröstete Tomaten Suppe
Randen Focaccia
Fenchel Tarte Tatin
Trüübeli Chueche
Focaccia
Himbeeren Brioche
Feuer und Wasser - eine Reise zu den Aeolischen Inseln
15.06.2024
Unsere Reise beginnt in Kalabrien. Fast kitschig mutet das Meer in Tropea an, kein Wölkchen trübt den tiefblauen Himmel. Das Meer liegt ruhig, fast wie ein See und gibt uns einen Vorgeschmack auf die nächsten Tage.
Den Segeltörn hier zu starten hat mehrere Gründe, vor allem praktische: so erreichen wir die nächst gelegene der aeolischen Inseln, Stromboli, in wenigen Segelstunden. Mit etwas Glück sehen wir ihn sogar schon am Horizont, am Vorabend, in der Tropea Cocktail Bar mit atemberaubender Sicht auf das tyrrhenische Meer. Ein weiterer Vorteil ist aber, wir können hier Einkaufen und begegnen einer etwas anderen Küche als der aeolischen, die den Umständen entsprechend, sehr fischreich ist.
Die Kalabrische Küche jedoch ist von den Bauern in den rauen Bergen genauso geprägt wie vom Meer. Käse ist in Süditalien vor allem aus Schaf und Ziegenmilch erhältlich, der ansonsten unanständig oft verbreitet Parmesan hat hier keine Chance. Sogar der Ricotta mit dem die vielen köstlichen Süssigkeiten gefüllt sind, wird aus Schafsmilch hergestellt. Fleisch wird mehrheitlich in Form von Schweinefleisch angeboten, oft als Wurst, Salsicce natürlich, zum Beispiel mit Fenchel gewürzt oder in Form von Ndujia, wie die lokale Berühmtheit heisst. Die wurde früher oft auch mit Innereien gefüllt und mit dem ebenso typischen Peperoncino gewürzt. Vielleicht auch, ursprünglich, um den einen oder anderen aufdringlichen Geschmack zu übertönen. Heute bekommt man sie vorwiegend gefällig pikant, selten wirklich scharf, von der Konsistenz eher weich, manchmal streichfähig. Gerne wird auch die Pasta damit gewürzt, wobei wir bei der nächsten Spezialität wären, den Filej. Diese leicht gedrehten Hartweizen Teigwaren werden manchmal auch Fileja genannt. Als Pasta Norma, mit aromatischen, auf der Zunge schmelzenden gerösteten Auberginenstücken serviert, ist sie ein weiterer Klassiker der Region.
Unsere Segel Yacht, eine Jeanneau, ist gefüllt mit lokalen Leckereien. Auch dabei sind die riesigen roten Zwiebeln die in keinem Ladenlokal fehlen, unübersehbar üppig und dekorativ. Diese Zwiebeln, ein weiteres Wahrzeichen dieser sonnenverwöhnten Stadt, heisst es, sind so süss die kann man roh wie ein Apfel essen. Auch wenn wir viele Zwiebeln essen diese Woche, das hat sich dann doch keiner unserer Crew getraut.
Nach einer windstillen und ereignislosen Überfahrt erreichen wir am ersten Tag gegen Abend Stromboli. Zuverlässig spuckt der Vulkan alle paar Minuten eine dunkle Aschenwolke gegen den klaren Himmel. Das Feuerwerk und die Lava sehen wir von unserem Ankerplatz aus nicht. Wir springen zuerst ins kristallklare Wasser, man sieht bis zum Grund, der nicht wie in Tropea türkisblau ist, sondern dank den Lavakieseln, ungewohnt schwarz. Als es dunkelt, lösen wir unsere Yacht wieder von der Boje und tuckern Richtung Westen, in den Sonnenuntergang. Wir sind nicht alleine auf dieser Fahrt, mehrere Nachbarsyachten, Ausflugsschiffe und auch Fischerboote pilgern mit uns zur anderen Seite der Insel. Hier ist der Vulkan Krater gut sichtbar, schweigend sitzen wir an Deck. Den Nacken immer starrer, fixieren wir den Berg, der scheinbar alle paar Minuten explodiert. Lava fliesst nicht viel, ab und zu hört man einen Gesteinsbrocken den steilen Abhang hinunter poltern. Dann ist wieder Ruhe, vor der nächsten wunderschönen Eruption. Unterdessen geht hinter uns, ziemlich spektakulär aber weitgehend unbemerkt die Sonne unter. Naja, das Spektakel werden wir wiedermal sehen, der Vulkan, der ist einmalig.
Am nächsten Tag besteigen wir den Berg gegen Abend. Trotz fortgeschrittener Stunde sind wir alle innert kurzer Zeit schweissgebadet. Der Weg schlängelt sich ca. 3 Stunden steil den Hang hinauf. Der Boden ist sandig, es fühlt sich an als würde ich einen sehr steilen Sandstrand hinauf wanderen. Wir sind nicht allein, wie eine Schlange windet sich der Strom der Schaulustigen den Berg hoch. Aber da alle mit einem Guide zum Krater müssen, ist dies eine recht gut organisierte Völkerwanderung und schlussendlich haben alle ein Plätzchen in der ersten Reihe.
Den Vulkan aus nächster Nähe zu sehen geht mir unter die Haut. Manchmal grollt der Berg vor sich hin, die Flamme im Krater flackert auf, bevor sie als glühend rote Fontäne in die Luft schiesst. Dann kommt der Ausbruch wieder, explosionsartig, unerwartet, laut und heftig. Dabei werden wir von der Druckwelle nach Hinten gedrückt. Wir schauen zu, relativ schweigend, befangen von dieser Urgewalt. Nachher trotten wir wie die Ameisen, die wir sind, den Berg, den steilen Sandstrand hinunter. Vom schwarzem Vulkanstaub paniert, gönnen wir uns kurz vor zwölf Uhr nachts ein Gelati in einem der geschäftstüchtigen und deshalb noch geöffneten Bars. Es schmeckt herrlich. Zurück auf unserem Schiff, erlösen wir uns von der klebrigen Panade mit einem Mitternachtsbad.
Am nächsten Morgen werden wir vom Geräusch des Regens geweckt, der Stromboli hüllt sich in eine Wolkendecke, wir machen uns auf in den Süden, nach Salina. Der Tag verläuft ruhig, fast windstill. Im Rücken raucht und faucht uns Stromboli zum Abschied nach, vor uns warten die Schönheiten Panarea, Lipari und schliesslich Salina. Das Meer bleibt spiegelglatt aber bleifarben.
Wir freuen uns über die Duschen im Hafen von Santa Marina di Salina und auf das Restaurant ‚nni lausta. Der Name des Lokals ist der Spitzname des Chefs, Fabio und bedeutet im lokalen Dialekt, Arragosta, also Hummer. Wieso, bleibt ein Rätsel.
Das Degustationsmenu, dass wir hier geniessen ist eine kleine Reise durch die sizilianische Küche in 5 Gängen. Der geräucherte Thunfischtartar ist gut gewürzt, harmonisch und passt perfekt zur knusprig und frisch frittierten gefüllten Zucchiniblüte. Die Pasta mit Eier vom Schwertfisch ist schmackhaft, leicht salzig und natürlich wunderbar al dente. Die Linguine mit einem Fenchel Pesto sind ein Traum. Sie schmecken angenehm nach dem wilden Fenchel den man hier auf den Inseln immer wieder antrifft, nach dem satten Geschmack von Olivenöl und würzigem Pecorino.
Anschliessend erhalten wir eine Variante der sizilianischen Caponata, eine Art im Ofen geröstetes Ratatouille aus Aubergine, Peperoni, manchmal Zucchini und Tomaten. Dazu erhalten wir die in Sizilien so typischen Schwertfischröllchen, aussen knusprig und milde im Geschmack. Wir geniessen, schwelgen und als das Dessert kommt, platzen wir beinahe.
Doch die Cannoli mit dickem süssen Schafskäsericotta, Kakaonibs und Mandarinen Konfitüre kann man nicht stehen lassen. Genauso wenig wie die geräucherte Schokoladen-Mousse oder den seidigen Zitronenflan. Sehr satt und sehr glücklich verabschieden wir uns von diesem schönen Ort unter den Zitronenbäumen.
Am nächsten Tag starten wir den Tag mit einer dicken schönen Brioche in der Vela Bar und einem aromatischen Kaffee. Dann umrunden wir mit gutem Wind im Rücken, Salina, die aus zwei etwa gleichgrossen erloschenen Vulkanen besteht. Kurz vor Santa Marina di Salina, ankern wir in Lingua und essen (schon wieder) uns beim berühmten Alfredo durchs Angebot. Die Pan Cunzatu, eine Art belegte Brote, sind üppig mit den auf den Inseln angebauten Kapern, frischen Tomaten, Mozzarella und Sardellen belegt. Die Granita, für die Alfredo so berühmt ist, sind erkennbar aus frischen Früchten hergestellt. Und weil sie so schön aussehen und uns anlachen, essen wir gleich noch eine Brioche dazu. Der Blick auf die umliegenden Inseln, die vorbeituckernden Fischer und das Abendrot runden das Bild ab.
So richtig Hunger hat niemand mehr als wir in der Marina ankommen, wir beenden den Tag mit sizilianischem Wein und einem Käseplättchen.
Der nächste Tag bringt uns nach Vulcano, dem zweiten noch aktiven Vulkan des Archipels. Berühmt durch seine Schlammbäder und der relativen Nähe zu Sizilien, ist die Insel tagsüber sehr gut besucht. Wir kommen gegen späten Nachmittag an, einige unserer Crew nutzen die Zeit und steigen auf den Vulkan. Andere werfen sich ins Schlammbad. Der starke Schwelfelgeruch hängt wie ein leichter Dunst über der Insel und die unglücklichen die sich ein Bad gegönnt haben sind noch fast zwei Tag mit der Nase daran erkennbar. Sie müssen sich den gutmütigen Spott der restlichen Crew gefallen lassen. Diejenigen die nicht nachmittags auf den Vulkan gestiegen sind, holen das am nächsten Morgen noch in der Dämmerung nach.
Schon während dem Aufstieg bietet sich eine gewaltige Aussicht auf den Porto Levante und die sechs umliegenden Inseln. Lipari, Panarea, Stromboli, Salina und weiter weg, im Morgendunst knapp erkennbar: Alicudi und Filicudi. Der Krater selber kann man zu Fuss umrunden, wobei man immer wieder über schwefelgelbe Stellen und heiss rauchende Löcher steigen muss.
Wer will, steigt
in den Krater hinunter, über die spitzen Steine führen mehrere Fusswege. Der
Blick aus dem Krater durch die Schwefelschwaden in den Morgenhimmel ist unwirklich
kitschig und schön.
Nach dem Abstieg besorgen wir die obligaten Brioches und Cornetti. Wir schlürfen schnell einen Cappuccino und beglücken unsere Crew mit den frischen Backwaren.
Der letzte Schlag führt zurück in den Heimathafen. Wir sind fast 8 Stunden unterwegs, nochmals an den lokalen Inselschönheiten vorbei, bevor wir in Tropea einfahren. Wieder glänzt das Meer in karibischem Blau. Unser letzter Ankerdrink, ein Rosé aus Sizilien, bildet einen schönen Kontrast in tiefem satten Rosa und passt geschmacklich hervorragend zu den letzten Kapern, Oliven und Schafskäsestücken die wir aufschneiden. Zum Znacht steigen wir die fast 200 Treppenstufen in die schöne Altstadt von Tropea. Wir haben einen Tisch im Vecchio Forno gebucht. Sie erwarten uns und stellen gleich noch eine weitere Tafel in die enge Gasse. Das Licht schwindet, die alte grelle Lampe beginnt zu glühen. Vespas fahren vorbei, es riecht nach gedünsteten Knoblauch, Abgasen und dem Geruch der trocknenden Wäsche. Wir geniessen verschiedene Antipasti, die im Ofen geröstete Auberginen, Zucchini, den Tomatensalat mit Rucola, die Mozzarella di Bufala, nur mit wenig Olivenöl beträufelt. Wir sind schon wieder hungrig und geniessen das ausgezeichnete Pizzabrot dazu! Und freuen uns bereits wieder auf nächstes Jahr...